In Sislepo

20. Rovember 1025, Das Jahr Aquems

Wir hielten uns ungefähr eine ganze Woche in Sislepo auf. Diese Aufenthaltsdauer war bedingt der Reparaturen, die an der Predacésso nötig waren. Aber nicht nur unser Schiff war mitgenommen, sondern auch die Crew. Die Zeit auf dem Abenaava hatte an jedem von uns Spuren gelassen. Insbesondere Ridley, der die letzten paar Tage auf dem Fluss nicht eine Stunde schlief. Dies wirkte sich auf seinen Geist aus und er konnte sich nicht an unserem neuen Zufallspassagier Kofeï erinnern. Trotz seiner großen Hilfe den kleinen dingfest zu machen! Es schien eine Gute Idee, Ridley für einige Zeit ruhen zu lassen. Wir beauftragten Cui und Yig-Xud solange auf Kofeï auf zu passen bis Riju und ich zurück kehrten. Denn wir nahmen uns vor unseren gefangenen Piratenkapitän abzugeben und unser Kopfgeld zu kassieren. Das benötigten wir stark, da die Reparaturen nicht ohne Kosten waren.

Riju und ich, wir beeilten uns den Gefangenen, welchen wir an einem Speer wie ein Schwein festgebunden haben, durch den Ort zu tragen, da er zuvor erneut das Bewusstsein erlangte. Es wäre fatal wenn er mitten auf dem Markt wortwörtlich explodieren würde.

Wir kamen an den Baracken an und wurden, wie gewohnt, von einer unfreundlichen Wache begrüßt. Zu unserem Pech waren Cui und Yig-Xud keine guten Aufpasser und Kofeï schloss sich uns heimlich an. Die Wache war weder über die weibliche Forasierin noch über den frechen Burschen erfreut. Auf seine Art und Weise wies er uns darauf hin, dass wir am falschen Ort waren. Gefangene müssten zum Gerichtskomplex gebracht werden. Dort gäbe es auch direkt das Kopfgeld. Riju ermahnte ihren spontanen Ziehsohn und wir drei machten uns eilig zurück über den Markt zum Gericht.

Zu unserem Überraschen erwartete uns ein freundlicher Forasier, der dort die Wachschicht hatte. Er war schon im sichtlich fortgeschrittenem Alter für sein Volk und er stellte sich als Señior Karl vor. Dieser musste vorerst lachen, da er den Piraten erkannte. Angeblich wird dieser regelmäßig geschnappt und ist in Sislepo auch als der Sohn eines Ältesten bekannt. Gutbrant war der Name des Schuftes. All diese Informationen machten mir ein ungutes Gefühl, dass dieser uns nicht genügend Bitts einbringen könnte. Dennoch, Señior Karl leitete uns zum leitenden Gerichtswart, welcher nebenbei erwähnt auch eine freundliche Gestalt war, und dieser nahm uns dankend Gutbrant ab und händigte uns 1000 Bitts aus. Leider hatten wir nicht all zu viel Zeit um uns auszutauschen, doch verabredete ich mich mit ihm auf einen Wein und Plausch. Es ist selten einen Forasier zu begegnen mit dem man sich auf einer Ebene unterhalten kann und dies muss unsereins auch mal genießen.

Mit dem Kopfgeld konnten wir dann auch am nächsten Morgen uns um die Reparaturen kümmern. Wir erkundigten uns in der Werft und dort er hielten wir die Schätzung der Dauer einer Woche. Das bremste natürlich unsere Aufholjagd zu Asteirho, doch waren das mit unter die nötigsten Dinge, die erledigt werden mussten bevor wir ablegen konnten.

Ehe wir für 5 bis 6 Tage nichts taten, sahen wir uns in Sislepo nach sinnvollen Beschäftigungen um. Unter Anderem waren wir daran interessiert für Kofeï eine sichere Bleibe zu finden. Mit uns weiter zu reisen wäre zu gefährlich für solch ein kleines und unkontrollierbares Wesen. Für Informationen dieser Art gäbe es in einer Stadt wie dieser nur einen Ort den man besuchen konnte: Die Taverne.

Riju und Ridley gingen direkt zur Wirtin und erkundigten sich dort. Sie hielten sich dort lange auf, aber ich war mit meinen eigenen Recherchen beschäftigt um zu erfahren was sie alles besprachen. Letztendlich erfuhren wir daraus aber dass im Westen, am Rande, außerhalb der Stadt, sich ein Waisenhaus befinden sollte. Ich selbst studierte das schwarze Brett nach Aufträgen. Ein längerer Aufenthalt bedeutete Kosten und mit Aufträgen könnten wir uns eventuell ein paar leichte Bitts verdienen. Nun, mit jenen Auftrag, für den wir uns entschieden, hatten wir dennoch leichte Schwierigkeiten. Aber dazu später. Die Auswahl war zugleich nicht sonderlich groß. Eine Vermisstenanzeige, ein Monsterkopfgeld und es gab einen Diebstahl auf zu klären. Ich wendete mich dem Geschehen der Taverne zu um meiner Crew diese Auswahl zu präsentieren. Doch sah ich, dass Ridley sich von Riju trennte und nun an einem Tisch mit drei Forasiern saß, welche nicht erfreut aussahen. Sie spielten ein Kartenspiel und fühlten sich wohl von dem Eveliten etwas belästigt. Ich entschied mich meinem Freund zur Seite zu stehen und er erklärte mir, dass er in Erfahrung bringen wollte, wie man zu See nach Ultgang käme. Aber leider verstand er kein Wort, da die drei Spieler nur forasisch sprachen. Ich übersetzte und um sympathischer zu sein lud ich mich und Ridley zum Kartenspiel ein. Was die drei nicht wussten, war das ich Ridleys Fragen als Ablenkung nutzte um das Spiel zu meinen Gunsten zu wenden. Als wir uns von dieser Truppe verabschiedeten waren wir an Informationen, sowie einige Bitts reicher geworden. Der Weg nach Ultgang führe durch den Ebryter. Ein Labyrinth aus Wildwasserkanälen die durch Hjörtenbergen führen. Ganz offenbar unserer nächste Herausforderung!

Da wir Riju nicht mehr in der Taverne sahen, nahmen wir an sie war schon zum Schiff zurückgekehrt. Doch auf dem Weg zum nächsten Anlaufpunkt, der Schmiede begegneten wir ihr wieder. Unser Aufenthalt dort war auch zeitlich begrenzt. Ein ungewöhnlich großer Schmied stand dort und bearbeitete das Eisen auf eine ebenso beachtlich großen Amboss. Einer seiner Untergebenen fing uns ab und ließ uns keine Fuß näher heran. Dieser Riese war der Jarl Sislepos sowie ein Ältester, Fabüg, der Schmied der Spiegel. Angeblich war unsereins es nicht würdig mit jenem „hochgeborenen“ zu reden. Ich frage mich, ob er der Vater von Gutbrant war und ob er dann doch Interesse gehabt hätte mit uns zu reden. Wir werden es nie erfahren…

Als nächstes war der Markt unser Ziel. Ebenso wie die Schmiede, erhofften wir uns vom Markt etwas bessere Ausrüstung für die kommenden Herausforderungen. Riju wollte für Kofeï aber auch ein Gürtel haben wo sie ihn quasi an der Leine führen könnte. Wir fragten warum das notwendig war, wenn wir ihn sowieso bald bei anderen Eltern lassen würden. Ihre Antwort überraschte mich. „Die werden das dann auch brauchen.“ Eine selbstlose Forasierin… Selbst in meinem Alter erlebe ich noch das scheinbar unmögliche.

Auf der Suche nach Kräutern für Cui zum Tränke brauen trafen wir auf einen sehr alten Alchemisten. Ein Dragnarier der sichtlich älter war als ich. Neben seiner scheinbaren Blindheit war er wohl auch leicht senil. Oder er spielte dies nur, um seine Kunden Dinge anzudrehen oder unfassbare Preise zu machen. Zu unsern Gunsten hatten wir noch ein paar Tränke, die uns nicht taugten. Mir war es möglich dem Alchemisten unseren Trank der Enttäuschung für ganze 100 Bitts zu verkaufen. Leider versuchte Ridley das Gleiche, allerdings überreichte er dem alten Dragnarier den Trank mit den Worten „Hier, noch ein anderer Trank.“ Das interpretierte der Alte wohl als Geschenk und gab ihn wider allen Mühen nicht mehr heraus. Dennoch, 2 Tränke gegen 100 Bitts ist kein schlechtes Geschäft, also ließen wir den Mann alleine.

Der nächste Stand war wohl auch eine schicksalhafte Begegnung. Dort trafen wir auf eine junge Forasierin, mit einer Riju ähnlichen Statur, zitternd sich umschauend und mit bebenden Lippen. Sie hatte leider nicht die Ware die wir suchten, doch erzählte sie uns von ihrem Umstand. Sie konnte ihrem Mann keine Kinder schenken und stand so stark und dessen Faust. Sie wünschte sich dem zu entkommen. Riju bot ihr unsere Hilfe an, doch das Mädchen war noch unsicher und ließ uns vorerst ziehen. Sie wies uns zu dem Schneidereiviertel Sislepos. Dort sollten wir dann fündig werden.

Schneidereiviertel war ganz passend. Hier waren eine handvoll verschiedene Schneidereien und ein-zwei waren auch recht groß. Einige spezialisiert auf Kleidung, andere auf Lederverabreitung und wieder andere auf seefahrtsrelevante Arbeiten wie Knüpfereien und Segelverarbeitungen. Wir steuerten zuerst die Lederei an. Ridley sowie ich waren daran interessiert unsere Lederharnische bearbeiten zu lassen. Ridley wollte eine Verbesserung und ich war interessiert daran nicht ständig zwischen meinen Mantel und den Harnisch wechseln zu müssen. Ridleys Harnisch wurde mit einer Kettenschicht verstärkt und meinen arbeiteten sie in meinen Mantel ein. Dies benötigte jedoch einen Tag und so musste ich, bei dem kalten Wetter, unsere alte Flagge als Mantelersatz nutzen.

Diese hatte ich dabei, da ich eine bessere machen lassen wollte. In einer anderen Schneiderei war dies begrenzt auch möglich. Wir ließen unseren teyanischen Stoff dort mit einarbeiten um die Kosten zu senken. Doch jetzt haben wir eine stolze Flagge für unsere Crew, die den Mast ziert!

Der nächste Morgen war schwierig. Es war an der Zeit Kofeï zu erklären, dass wir ihn nicht mitnehmen könnten. Riju übernahm die Aufgabe und es fiel ihr sehr schwer. Sie erklärte ihm wie gefährlich solch eine Reise sein konnte und zeigte ihm ihre Kampfnarben. Da offenbart Kofeï, dass er auch eine Narbe hat. Eine Große, die er nicht zeigen wollte. Dies ist auch der Grund für sein Eulenkostüm, welches er nie (wirklich nie) auszog. Ridley kam ihr zur Hilfe und mit seiner Logik überzeugte er den Kleinen für eine Weile bei Señior Karl, dem Wächter vom ersten Tag, zu bleiben. Señior Karl hatte Freude an Kofeï gefunden und auch wenn der Kleine ihn „hässlicher Onkel“ nannte schien auch er ihn zu mögen. Meiner Erfahrung nach nannte Kofeï nur Leute „Onkel“ wenn er ihnen traute.

Als wir Señior Karl trafen führte er uns zu seinem Heim. Es stellte sich heraus, das es das Waisenhaus im Westen, am äußeren Rande der Stadt war. Viele kleine Forasier, nicht viel anders als unserer, tollten dort herum. Señior Karl hatte noch eine handvoll Forasierinnen als Hilfe dort. Aber es reichte nicht aus. Sie konnten sich nur gerade so über Wasser halten. Eigentlich konnten sie kein weiteres Kind aufnehmen. Dennoch bot er sich an, mit dem Zusatz, dass es keine Garantie wäre, dass der Kleine den Winter überstehen würde. Das gab uns zu denken. Wir boten unsere Hilfe an. Bitts, Rationen und Riju informierte selbst die Wøardam, doch Señior Karl blieb pessimistisch. Die Bitts und Rationen würden vielleicht für ein paar Wochen reichen und ehe die Wøardam, falls sie helfen, würden sie eventuell nicht rechtzeitig ankommen können.

Wir entschieden letztendlich ihn vorerst einen Tag dort zu lassen um zu schauen, ob er sich überhaupt wohlfühlen würde. Der erste Eindruck war so, denn er wurde freudig von den anderen Kindern aufgenommen und er vergaß uns augenscheinlich schnell.

Solange Kofeï in Señior Karls Waisenhaus war machten wir uns auf zu dem Auftrag, für den wir uns entschieden: Das Monsterkopfgeld.

Die Farmen im Süden der Stadt sind von einem mysteriösen Monster geplagt, welches Anfangs die Felder mit seinen Hügeln zerstörte. Aber neuerdings finden sich Morgen für Morgen immer mehr tote Zuchttiere auf. Zu Letzt wurde sogar einer der Bauern vermisst. Doch niemand hatte je das Monster gesehen. Wir begannen die Gegend zu untersuchen. Mit Yig-Xud Erdgespür entdeckten wir unterirdische Tunnel. Wir folgten diese eine Weile bis wir einen Knotenpunkt erreichten. Dort zeigte sich uns die Kreatur.

Es war ein Halar! Eine Kreatur die sich blitzschnell primär unterirdisch fortbewegte. Sie mag blind sein, doch ihr ausgezeichnetes Gehör macht diesen Nachteil wieder gut.

Wir bekämpften es und versuchten verschiedene Strategien. Es stellte sich heraus, dass es sich auch überirdisch sehr schnell bewegen konnte. Ich machte den Boden nass, und der Matsch verlangsamte es ein wenig. Nur um uns im nächsten Moment in den Boden zu ziehen und mit einer blitzschnellen Bewegung uns nahezu das Leben nahm. Doch mit vereinigten Animationen, Rijus Feuer, Yig-Xuds Erde, Ridleys Schatten und meinem Wasser schlugen wir es in die Flucht. Doch falls es wirklich der Viehmörder war und auch den vermissten Bauern tötete, so mussten wir es erneut aufspüren und den Auftrag abschließen. Ich war skeptisch, da es mir nicht wie ein Fleischfresser aussah, doch die Beweise sprachen stark gegen das Wesen. Im dichten Gestrüpp, am Rande des Waldes machten wir es dann wieder ausfindig und nahmen uns dessen Kopf.

Als wir die Trophäe den Auftraggeber überreichten, war dieser nicht sonderlich begeistert. Offenbar tauchten diese Kreaturen regelmäßig auf. Er bezahlte uns auch nur 250 Bitts. Meiner Meinung nach viel zu wenig, für einen Auftrag, bei dem wir fast unser Leben ließen. Aber ich nehme an Forasier haben einen anderen Standard. Nur wohl nicht den Verstand solch ein Mysterium selbst zu lösen.

Die Woche war fast vorüber und die Predacésso so gut wie wieder hergestellt. Es war auch der Tag an dem wir Kofeï entweder vom Waisenhaus abholten, oder uns verabschiedeten. Auch wenn es unser vorerst letzter Tag in Sislepo sein sollte, so war dieser nicht der leichteste…

Wir trafen am Waisenhaus an und sahen Kofeï, wie er mit den anderen Kinder spielte. Er bemerkte uns vorerst nicht. Wir setzten uns mit Señior Karl zusammen und besprachen, wie wir entscheiden sollten. Die Wøardam hatten sich leider auch noch nicht zurückgemeldet, daher stand die alte Problematik noch. Wir konnten ihn in Sislepo lassen, was allerdings nicht bedeuten musste, dass er überleben würde. Wir konnten diese Entscheidung nicht einstimmig treffen, also bestimmte ich, dass wir Lose für „ihn hier lassen“ und „Ihn mitnehmen“ machten. Es war nicht optimal, aber was anderes blieb uns nicht übrig. Und bei einem Gleichstand wäre Riju die Entscheidung überlassen. Doch das war nicht nötig, denn die Lose sagten der Kleine kommt mit uns mit. Was aber nicht bedeutete, dass wir ihn die ganze Reise mitnehmen! Sobald wir eine stabile Bleibe für ihn finden, lassen wir ihn dort! Bevor wir gingen gab ich Señior Karl noch reichlich Bitts um wenigstens den Winter zu überstehen und wir versprachen bald wieder zu kommen.

Als wir über den Markt zurück zum Schiff gingen machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Stand der jungen Forasierin. Sie stellte sich nun uns auch als Sylvi vor. Señiorita Sylvi hatte sich entschieden unser Angebot anzunehmen, doch musste sie noch diese Nacht fliehen. Also die Wøardam Möglichkeit ist damit vom Tisch. Kurzer Hand entscheiden wir uns sie im Schutze der Dunkelheit am Südtor zu treffen. Den restlichen Tag bereiteten wir uns auf die Rettungsaktion vor. Wir vermummten uns und rieben uns auch mit Schlamm ein, sodass die Wachen mit ihrem ausgeprägtem Geruchssinn uns nicht aufspüren konnten. Den Weg zum Südtor bestritten wir Problemlos. Dort wartete auch Señiorita Sylvi schon auf uns, von einem Bein aufs andere wippend und um die Ecken schielend.

Yig-Xud übernahm die Führung. Er nutzte seinen Tastsinn um nahende Wachen frühzeitig zu spüren und ihnen aus dem Weg zu gehen. Ungeschickter Weise machten wir ein Geräusch und eine Wache bemerkte uns, doch im Schutze der Dunkelheit und der ausgezeichneten Reaktion Ridleys entkamen wir. Er animierte einen Schatten, welchen die Wache dann hinterher jagte. Ansonsten kamen wir problemlos durch die Stadt. Auf der Predacésso säuberten wir uns und stachen direkt in See.

Im Moment dämmert der Morgen und wir bewegen uns gen Osten. Die See ist ruhig. Bis jetzt gibt es noch keine Anzeichen von Verfolgern oder den Wildwasserkanälen des Ebriters.

-Kapitän Quonda

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